TEXUS - Technologische Experimente unter Schwerelosigkeit
Im Wissenschaftsprogramm TEXUS (Technologische Experimente unter Schwerelosigkeit) führen Wissenschaftler mit Forschungsraketen biologische, materialwissenschaftliche und physikalische Experimente unter Weltraumbedingungen durch.
Das Programm wird seit 1976 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. Heute ist es das weltweit erfolgreichste und am längsten bestehende Raketenprogramm für wissenschaftliche Versuche und Technologieerprobungen in Mikrogravitation. Eine wichtige Rolle spielt TEXUS auch bei der Vorbereitung von Experimenten, die für die Internationale Raumstation ISS bestimmt sind.
In jedem Jahr finden ein bis zwei Kampagnen statt. Seit 2005 werden hierfür brasilianische zweistufige Raketen vom Typ VSB-30 eingesetzt, die von Esrange bei Kiruna in Nordschweden starten. Sie erreichen in ballistischem Flug eine Gipfelhöhe von etwa 250 Kilometern. Dabei wird für sechs Minuten eine annähernde Schwerelosigkeit erreicht, die nur etwa ein Zehntausendstel der normalen Erdanziehung beträgt. Die Nutzlast der Raketen landet anschließend am Fallschirm und wird mit einem Hubschrauber geborgen.
Die Experimente befinden sich während dieser Zeit in übereinander liegenden, autonomen Modulen innerhalb der Rakete. Während des Fluges können die Wissenschaftler vom Boden aus ihre Versuche durch „Telecommanding“ und Videoübertragung direkt steuern und überwachen. Die Daten werden während des Fluges per Telemetrie gewonnen oder nach Bergung der wissenschaftlichen Nutzlast.
Das TEXUS-Programm zeichnet sich aus durch:
- eine weitgehende Wiederverwendbarkeit der Nutzlasten
- relativ kurze Vorbereitungs- und Zugriffszeiten
- eine regelmäßige Möglichkeit, unter Mikrogravitation zu forschen
- geringere Sicherheitsanforderungen als bei astronautischen Missionen
- eine relativ kostengünstige Durchführung
Industrieller Hauptauftragnehmer für den Bau der TEXUS-Nutzlasten und die Missionen ist die Firma Airbus Defense & Space (vormals Astrium, Bremen). Unterauftragnehmer sind OHB (vormals Kayser-Threde, München) und DLR MORABA. Bis 2017 wurden bereits 53 TEXUS-Flüge durchgeführt. Das DLR stellt Wissenschaftlern von deutschen Forschungsinstitutionen TEXUS für ausgewählte Experimente zur Verfügung. Dazu gehören Themen aus dem Bereich der Gravitationsbiologie, Flüssigkeitsphysik und Strömungsforschung in Kapillarkanälen.